Ablauf Energieaudit nach DIN EN 16247-1
Aktuelle Revision 2022 als Grundlage des Energieaudits
Den formalen Ablauf eines Energieaudits gibt die Norm grundsätzlich vor. In Abhängigkeit von der Komplexität der Organisation kann dies jedoch variieren. Hierbei sind Audits in einzelnen Unternehmen mit einem Standort von größeren Organisationen zu unterscheiden. Bei mehreren Standorten spricht man in diesem Zusammenhang von Multisite-Organisationen oder Multisite-Unternehmen. Auditiert wird grundsätzlich die kleinste rechtliche Einheit. Also bspw. eine GmbH mit ein oder mehreren Standorten.
Allgemeines zur Norm
Die DIN EN 16247-1 legt die Eigenschaften eines hochwertigen Energieaudits fest. Somit ermöglicht das Audit und der resultierenden Auditbericht die Verbesserung der energiebezogenen Leistung (ebL) von Organisationen, unabhängig von deren Größe oder Art. Daher ist die Norm für den Gewerbesektor, den Indsutrie- und Wohnungssektor und die öffentliche Hand anwendbar. Die zielführende Anwendung bedingt eine entsprechende Qualifikation der Energie-Auditoren. Unser e·SCAN® Auditoren sind zusätzlich qualifiziert im Bereich der DIN EN ISO 50001, also dem Energiemanagement.
Auditvorbereitung
Um ein Energieaudit gem. DIN EN 16247-1 durchzuführen, sollte Ihr Unternehmen oder Ihre Organisation einen gewissen Dokumentationsstand aufweisen. Im Fokus liegen hierbei besonders Daten und Informationen zu:
- Organisatorische Daten (wirt. Tätigkeit, KMU-Status, Standorte)
- Energiebezug aller relevanten Medien (Strom, Gas, Heizöl, Flüssiggas)
- Energieeinsatz (energieverbrauchende Maschinen, Anlagen und Einrichtungen)
- Energieverantwortlichkeit und bisherige Tätigkeiten, Strategie
- Geplante Investitionen / CAPEX
- Mittel- und Langfristpläne für die Infrastruktur
- Anforderungen an Investitionen / Amortisation
- Technologie-Orientierung
- Stratgie zum Umgang mit CO2 / Dekarbonisierung
Um den Auditaufwand in seinem Umfang übersichtlich zu halten, sollten vorgenannten Daten und Informationen vorhanden sein. Alternativ unterstützen wir Sie auch bei der Auditvorbereitung.
Ablauf eines Energieaudits
Das Energieaudit ist eine definierte Vorgehensweise, die aufgrund ihrer Methodik eine systematische Erfassung und Bewertung der Energien und Verbrauchern im Unternehmen bewirkt.
Neben formellen Schritten kann die Vorgehensweise beim Energieaudit nach DIN EN 16247-1 wie folgt beschrieben werden.
Basierend auf allen genutzten Energien eines repräsentativen Zeitraumes, meist das Vorjahr, werden die Bilanzgrenzen (Zählwerke inkl. Eigenerzeugung wie BHKW und Photovoltaik) ermittelt und die eingesetzten Energien wie Strom, Gas, Heizöl u.a. Medien festgeschrieben. Dies kann mit der energetischen Ausgangsbasis im Sinne der DIN EN ISO 50001 verglichen werden.
Im nächsten Schritt werden beim Energieaudit die Verbraucher erfasst. Je detaillierter und gewissenhafter dies erfolgt, desto größer sind die Aussagekraft und der Nutzen des Audits für die auditierte Organisation. Hierbei werden die Verbraucherlisten nach Medien unterschieden und sukzessive zusammengestellt. Von höchster Relevanz bei dieser Erfassung sind darüber hinaus die technischen Eigenschaften der Verbraucher, sowie deren energetische Aspekte.
Energetische Aspekte der Verbraucher sind bspw.:
- das Baujahr, Sanierung bzw. Revision
- die Anschlussleistung in kW
- die Benutzungsstunden pro Monat bzw. pro Jahr
- der technische Zustand und technologische Aspekte.
Bei dieser Erfassung wird zur späteren Optimierung ermittelt, welche energetischen Aspekte relevant für den Energieverbrauch einer Maschine, Einrichtung oder Anlage sind. Daraus werden später Energieeffizienzmaßnahmen ermittelt.
Diese Daten werden systematisch tabellarisch erfasst. Zudem werden den Verbrauchern auch die Energieverbräuche zugeordnet. Idealer Weise geschieht dies durch Messung. Aufgrund des Aufwandes und der technischen Machbarkeit, werden zusätzliche Ersatzverfahren, wie temporäre Messung und Hochrechnung und Schätzungen anhand der Benutzungsstunden und Erfahrungen, für den Erkenntnisgewinn herangezogen. In Summe sollten dann die ermittelten Verbräuche zum dokumentierten Gesamtenergieeinsatz passen.
Durch qualifizierte Auditoren mit dem erforderlichen technischen und organisatorischen Wissen, werden aus dieser Datenbasis in einem Folgeschritt Energieeffizienzmaßnahmen erhoben. Diese werden so aufbereitet, dass diese Maßnahmen für die auditierte Organisation nachvollziehbar und relevant sind. Die Relevanz ergibt sich aus den Handlungsmaßgaben der Organisation. Hierbei sind bspw. die Investitionssummen und Amortisationszeiten zu beachten.
Abschließend werden die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in einem Maßnahmenplan zusammengefasst und im Auditbericht detailliert erläutert. Der Bericht folgt in Struktur und Inhalte der DIN EN 16247-1.
Einsparpotential durch ein Energieaudit
Mit einer Energieanalyse in Form der DIN EN 16247-1 werden systematisch der Energieeinsatz und die Energieverwendung bestimmt. Basierend auf den Strom- und Gasrechnungen, ergänzt um eine detaillierte Aufnahme der Verbraucher und deren Schätzung, Hochrechnung und Messung, werden den Maschinen, Einrichtungen und Anlagen Energieverbräuche zugeordnet. Parallel hierzu werden Technologien, Verfahren und Verbraucher durch qualifizierte Ingenieure bewertet. Hieraus werden konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Energieeffizienz formuliert und Maßnahmen berechnet. Die Summe der Empfehlungen wird im Aktionsplan zusammengefasst.
Im Aktionsplan sind Energieeffizienzmaßnahmen zusammengefasst:
- organisatorische Empfehlungen
- kaufmännische Empfehlungen
- mitarbeiterbezogene Maßnahmen / Sensibilisierung
- geringinvestive Maßnahmen
- investive Maßnahmen
Neben den organisatorischen und technischen Maßnahmen enthält der Auditbericht zur Energieanalyse auch eine Bewertung kaufmännischer Aspekte. Hierzu zählt beispielsweise eine Einschätzung des Einsparpotentials bei den Strom- und Gaslieferverträgen wie auch eine Lastganganalyse. Diese gibt Aufschluß über das Abnahmeverhalten bei Strom und Gas und dessen Kostenrelevanz.
Elemente im Auditprozess Teil 1
Auftakt, Datenerfassung, Messplan, Stichprobenverfahren
Einleitender Kontakt | In diesem Elemente sollen die Rahmenbedingungen und der Umfang des Energieauditss geklärt werden. Zielstellungen und Anforderungen und Erwartungen hinsichtlich des Energieaudits durch den Kunden bzw. die auditierte Organisation. Dies umfasst ebenfalls die Klärung des Anwendungsbereiches und den erforderlichen Gründlichkeitsgrad. Es erfolgt eine Abstimmung zur zeitlichen Abfolge des Audits und auch dazu, welche zeitlichen Ressourcen Auditor und Unternehmen bzw. Organisation einbringen. Geklärt werden also:
Durch den Auditor sind verschiede Punkte zu klären:
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Auftaktgespräch | Hierbei sollten verschiedene Punkte geklärt bzw. abgestimmt werden:
In diesem Zusammenhang sollten ferner geklärt werden:
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Datenerfassung | Die Datenerfassung spiegelt den Schulterschluss mit der ISO 50001 wieder. Hier gehen Aspekte des Energiemanagements, speziell aus 6.6 - die Planung der Energiedatensammlung - in die Revision der DIN EN 16247-1 ein. Relevante Variablen und statische Faktoren werden bei der Bewertung gefordert. Nur eine derartige Bewertung erlaubt aus der Analyse der energetischen Bewertung und der energiebezogenen Leistung heraus, ein qualitativ hochwertiges Energieaudit. Achten Sie darauf, dass Energieauditoren ihre Qualifikation im Bereich der DIN EN ISO 50001 nachweisen, um hier ein normkonformes Audit zu erhalten. Die Datenerfassung beinhaltet weiterhin:
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Messplan | Der Messplan enthält alle durchzuführenden Messungen, die die Qualität und den Erkenntnisgewinn eines hochwertigen Energieaudits zu fördern, geeignet sind. Hinweise zu Anforderungen und Grundsätzen liefert in diesem Zusammenhang die EN 17267. |
Stichprobenverfahren | Die Anwendung von Stichprobenverfahren soll dann erfolgen, wenn die während des Audits gesammelten Daten nicht oder nicht wirtschaftlich untersucht werden können. Weitere Ausführungen dazu liefert die DIN EN ISO 19011. |
Elemente im Auditprozess Teil 2
Außeneinsatz, Analyse, Bericht und Abschlussbesprechung
Außeneinsatz | Zielstellung und Gegenstand des Außeneinsatzes Der Außeneinsatz dient der Überprüfung der Gegebenheiten vor Ort und dem Verständnis von den Prozessen der auditierten Organisation, in denen die entsprechenden Energiemengen eingesetzt und verbraucht werden. Während des Außeneinsatzes werden in der Regel erste Ideen für Energie-Effizienzmaßnamen erhoben. Dies können investive, gering-investive und organisatorische Maßnahmen sein. |
Analyse | Energiebilanz und Aufschlüsselung Die Energiebilanz enthält die eingesetzten Energiemengen des Bezugszeitraumes, aufgelistet anhand der eingesetzten Medien, bspw. Strom, Erdgas, Heizöl, BKS und Kraftstoffe. Die Energieflüsse können bspw. anhand eines Sankeys dargestellt werden zu besseren Verdeutlichung. Dieser Abschnitte sollte für leistungsgemessene Abnahmestellen (RLM) auch eine Analyse der Lastgangdaten enthalten. Hierbei wird die Energienachfrage im Zeitverlauf abgebildet. Diese Auswertung erlaubt bspw. einen Ausblick auf das kaufmännische Einsparpotential hinsichtlich der Netzentgelte. Die Lastspitzen sollten hierbei im Besonderen berücksichtigt werden. Diese verursachen in Verbindung mit den jeweiligen Netzentgelten des VNB die Kosten für die Netznutzung. Die Analyse sollte ebenfalls den Zusammenhang zwischen dem Energieverbauch und den relevanten Variablen darstellen. Im Zusammenhang mit der energetischen Bewertung sollten in Anlehnung an die ISO 50001 auch Verbrauchsfunktionen ermittelt und dargestellt werden. Die Variabilität dieser Funktionen stellt einen Indikator für die möglichen Einsparpotentile durch eine gezielte energetische Prozesslenkung dar. Energiekennzahlen (EnPIs) Aus der Analyse heraus bildet das Auditteam oder der Energieauditor/die Energieauditoren in Abstimmung mit der auditierten Organisation geeigente Energiekennzahlen. Hierbei ist darauf zu achten, dass diese die energetische Leistung angemessen abbilden. Die Energiekennzahlen sollten ebenfalls einen wesentlichen Teil der eingesetzten Energiemengen abbilden (Vgl. ISO 50001). Der Anteil sollte nicht unter 60-70% liegen. Bestimmung und Evaluierung der Möglichkeiten von EPIAs (energiezogenen Investitionen) Der abschließende Teil der Analyse beinhaltet der Erhebung von energiebezogenen Investitionsmöglichkeiten für die Organisation. Anhand dieser soll die Organisation in die Lage versetzt werden, die energiebezogene Leistung zu verbessern. Eine absolute Senkung des Energieverbrauchs ist hierbei nicht die Zielstellung des Energieaudits. Vielmehr soll darauf abgezielt werden, die vorhandenen Prozesse des Unternehmens energieeffizienter durchführen zu können. Für die Investitionsmöglichkeiten müssen verständliche und nachvollziehbare Berechnungen durchgeführt werden. Diese betreffen:
Ggf. ist ein Vergleich zwischen verschiedenen EPIA´s anzustellen. Ebenso sind technische Wechselwirkungen zwischen den Maßnahmen zu beleuchten. Anm.: Sofern das Energieaudit auch vor dem Hintergrund installierter Managementsysteme durchgeführt wird, sollten die relevanten Kapitel hinsichtlich Änderungen und Planung berücksichtigt werden. Das sind bspw.:
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Bericht | Summary der vorgeschlagenen Maßnahmen |
Abschlussbesprechung | Im Rahmen der Abschlussbesprechung wird der finale Bericht dem Auftraggeber übergeben. Idealer Weise findet parallel hierzu eine Vorstellung der Ergebnisse statt, die es der Organisation erleichtert, Entscheidungen zu treffen. Zu Gunsten eines besseren Angebotes sollten Sie nicht auf die Abschlussbesprung verzichten. Die abschließende Besprechung des Berichts stellt einen Mehrwert für den gesamten Auditprozess dar und hilft bei der Wertschöpfung des Berichts. |
EPIA - energy performance improvement actions